In unserem Brauchtumsmagazin BRAUCHma! gibt es seit der März-Ausgabe eine neue Serie: "Unsere Bauern". „BRAUCHma!“ stellt in den kommenden Ausgaben einige heimische Landwirtschaftsbetriebe vor und will so den Leserinnen und Lesern den Alltag unserer Bauern näherbringen. Der erste Bericht kann auch online zur Gänze nachgelesen werden.
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Immer größere Bedeutung der heimischen Landwirtschaft
In einer Zeit, in der Lebensmittel aus Großplantagen und der Massentierhaltung ferner Länder unsere Märkte überfluten, kommt unserer regionalen Landwirtschaft immer größere Bedeutung zu.
Für den Großteil der Gesellschaft kommt die Milch aus der Kühlvitrine und das Fleisch aus dem Supermarkt. Das Ehepaar Johann und Barbara Probst bewirtschaftet einen Fleckviehzuchtbetrieb in Munderfing. Seit 2011 wird der Hof im Vollerwerb geführt. Davor arbeitete Johann als Schichtarbeiter in einem Chemiewerk. Die Haupteinnahmen des Vollerwerbsbetriebs sind die Milchproduktion und der Verkauf von Zuchtvieh. 1989 heirateten Barbara und Johann Probst. Mit ihren drei Kindern Johannes, Andrea und Bernadette übernahmen sie 1994 den Hof von Johanns Eltern – den „Wieshoferhof“.
Zu dieser Zeit umfasste der Hof ca. zehn Milchkühe, acht Kalbinnen und vier bis fünf Maststiere. Die Rinderzucht hatte das Ehepaar schon immer interessiert, und so wurde im Jahr 2004 ein neuer Laufstall für 40 Kühe gebaut. Der Kuhstall ist als Liegeboxenlaufstall ausgeführt. Die Liegeflächen sind Tiefbuchten mit Einstreu aus Stroh, und die Laufflächen sind planbefestigt und mit Gummimatten belegt. Zur Abkalbung gibt es eine eigene Abkalbebox, in der die Kuh mit dem Kalb den ersten Tag nach der Geburt gemeinsam verbringt. Gefüttert werden die Kühe von Ende April bis November mit frischem Gras, Heu, Getreide und Maissilage. In den Wintermonaten wird das frische Gras durch Grassilage ersetzt. Das Wohlbefinden der Tiere ist den Betriebsleitern äußerst wichtig.
Frische Luft und Bewegung
So wurde schon beim Bau des Stalles darauf geachtet, dass die Kühe jede Menge frische Luft und Bewegung haben und bedingt durch den Laufstall jederzeit selbst entscheiden können, ob sie fressen, liegen oder laufen wollen. Gemolken wird in einem „Doppel-3er-Durchtreibemelkstand“. Die Jungkalbinnen werden von Mai bis November auf die Weide getrieben. Die männlichen Kälber werden mit ca. acht Wochen an Stiermäster verkauft. Von den weiblichen Kälbern werden jährlich ca. zehn Kälber am eigenen Betrieb aufgezogen und als Milchkühe nachgestellt. Die restlichen Kuhkälber werden über die Zuchtkälberversteigerung in Ried vermarktet. Am Hof sind zurzeit 40 Milchkühe, 13 Kalbinnen und ca. zehn Kälber. Bewirtschaftet werden etwa 30 ha Grund, davon sind 15 ha Pachtgrund. 20 ha davon sind Grünland und 10 ha sind Ackerland. 3,5 ha Wald gehören auch zum Betrieb.
Bei der Familie Probst wird auch das Ehrenamt gelebt. Johann ist seit 1983 mit einer Unterbrechung von sechs Jahren Obmann der Volkstanz- und der „Goaßlschnalzergruppe“ Munderfing und seit 2013 Obmann im Heimat- und Trachtenverband Innviertel, Region Braunau. Barbara Probst ist seit 2008 Bezirksbäuerin des Bezirkes Braunau. Da der „Wieshoferhof“ direkt im Ortsgebiet von Munderfing liegt, ist er eine willkommene Anlaufstelle für Kinder und Familien, die den direkten Kontakt mit Stall und Vieh suchen. Das bringt den Vorteil, dass die nicht landwirtschaftliche Bevölkerung eher Verständnis bekommt für die landwirtschaftlichen Tätigkeiten wie z. B. Erntearbeiten bei Nacht oder an Feiertagen bzw. das Ausbringen der Gülle. Wichtig ist das gegenseitige Verständnis von Gesellschaft und Landwirtschaft, denn es geht nur miteinander und nicht gegeneinander.
Realistische Bilder der Landwirtschaft vermitteln
Viele Leute wissen nicht mehr, wie Landwirtschaft funktioniert, wie auf den Bauernhöfen gearbeitet wird. Bauernhöfe sind Unternehmen, die wirtschaftlich bestehen sollen. Ein Ziel für die Zukunft ist es, realistische Bilder von der Landwirtschaft zu geben – nicht solche wie die der Werbung, wo das sprechende Schweinderl oder die lila Kuh vermittelt werden. Probst ist der Meinung, dass die Leistungen der Bäuerinnen und Bauern zu wenig geschätzt werden, sie werden als selbstverständlich gesehen. Die Bauern decken durch ihre tagtägliche Arbeit mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln den Tisch und pflegen die Landschaft durch ihr bewusstes Bewirtschaften von Grund und Boden zur Erzeugung des Futters für ihre Tiere. Genau das muss der Gesellschaft vermittelt und bewusst gemacht werden. Für diese Anliegen setzt sich Barbara Probst als Bezirksbäuerin in Braunau ein. Den Beruf Bäuerin bzw. Bauer den Kindern positiv vorzuleben ist ein besonderes Anliegen der Familie Probst. Es gibt kaum einen interessanteren und abwechslungsreicheren Beruf als den der Landwirtin oder des Landwirts, und so ist es nicht verwunderlich, dass Tochter Andrea in einen landwirtschaftlichen Betrieb eingeheiratet hat und die zweite Tochter, Bernadette, mit ihrem Freund Martin den Hof übernehmen will und wird. Abschließend sind sich die Mitglieder der Familie Probst einig, dass trotz der schwierigen Situation, die zurzeit in der Landwirtschaft herrscht – bedingt durch den niedrigen Milchpreis, die schlechten Preise bei Fleisch und natürlich durch die Wetterkapriolen vergangener Jahre –, die Landwirtschaft eine Zukunft hat.
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